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Burg in Haselbach

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Bisher gab es nur wage Hinweise auf eine Burg im Schwandorfer Ortsteil Haselbach. Nicht einmal archivarisch lässt sich diese sicher fassen, von archäologischen Beweisen oder gar obererdigen Resten ganz zu schweigen. Nun wurden bei Bauarbeiten beim Kirchawirt Mauerreste entdeckt, die einen Halbturm und Mauerreste einer mittelalterlichen Anlage sein könnten[1]. Das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz hat die Bauarbeiten erst einmal eingestellt. Archäologische Untersuchungen sollen demnächst beginnen.

Die Hinweise waren bisher dünn, auch wenn vor allem der verdiente Heimatforscher Alfred Merl sich schon immer recht sicher zeigte[2], dass das ebenfalls bereits abgegangene Hofmarkschloss Haselbach eine mittelalterliche Burg als Vorgänger gehabt haben muss. Er bezog sich hier vor allem auf ein Visitationsprotokoll aus dem Jahr 1595 und einer symbolischen Zeichnung auf Karten wie von Christoph Vogel, die etwa um 1600 entstanden ist. Beides sind jedoch nur wackelige Indizien. Nur auf den ersten Blick wiegt die Erwähnung einer Veste Haselbach in den Regesta sive rerum boicarum autographa schwerer[1].

Zum einen spricht das Visitationsprotokoll wörtlich: "Haselbach ... hat 33 Höf und einen Edelmannsitz, die Vestung genannt, darauf Anthoni Rußwurm ist." Merl nimmt das Wort "Vestung" und macht daraus eine "Veste", also eine Burg [1]. Dabei wäre es deutlich nahe liegender, den Satz einfach so zu lesen, wie er auch auf dem Dokument steht; ein Edelmannsitz, der eben "Vestung" genannt wurde. Wir kennen das aus der jüngsten Vergangenheit Haselbach, als ein Wirtschaftsbau (ehem. Haus-Nr. 50, im Jahr 1983 abgebrochen) im Volksmund den Namen "Schloss" bekommen hatte. Hätte um das Jahr 1600 eine Burg bestanden, wäre in genanntem Visitationsbericht sicherlich von einen Schloss die Rede gewesen und nicht Edelmannsitz. Burgen waren zu dieser Zeit aus der Mode, man wollte sie nicht einmal mehr sprachlich haben. Es wäre an dieser Stelle interessant nachzuforschen, wie damals noch bestehende Burgen durch die Kommission, die auch den Bericht über Haselbach verfasst hat, bezeichnet wurden. Eine dahingehende Nachforschung wäre zumindest interessant.

Zur Vogel-Karte, die Haselbach ummauert und mit drei Türmchen zeigt, ist folgendes anzumerken: Christoph Vogel war Pfarrer in Regenstauf, als er die Beschreibung des pfalz-neuburgischen Amtes Burglengenfeld anfertigte. Die Zeichnungen kamen dabei vom Burglengenfelder Zeichner Matthäus Stang. Ob dieser mit Vogel vor Ort war ist nicht bekannt. Wahrscheinlicher ist, dass er nur nach dessen Beschreibung gearbeitet hat. Auch Merl gibt zu, dass es sich eher um symbolische Zeichnungen handelt, pocht jedoch auf einen gewissen Realitätsbezug. Interessant wäre ein Blick in die Beschreibung, nicht nur in die bildliche Karte. Allerdings muss man berücksichtigen, dass solche Kartenwerke nicht nur zur direkten Nutzung gedacht waren, sondern gleichzeitig den Fürsten verherrlichen sollten. Gerade bei der Beschreibung des Amtes Burglengenfeld rückt dieser Aspekt noch stärker in den Vordergrund, da es eine Art Initiativbewerbung zu verstehen ist. Erst danach arbeitete Vogel im Auftrag des Landesherrn. Er wird besonders darauf geachtet haben, dass keine weissen Flecken auf der Karte zu sehen sind. Die Symbolzeichnungen sind daher nicht nur nach Bedarf verkleinert oder vergrößert worden, sondern auch etwas "herrlicher" dargestellt.

Die Existenz eines edelfreien Geschlechts[3] ist ein starkes Indiz für die Existenz einer Burg[4]. Die Edelfreien Haselbacher tauchen erstmals 1123[3] oder 1147[5] auf in einer Urkunde auf. Allerdings kommen viele Edelfreie bereits Mitte des 12. Jahrhunderts in Abhängigkeit und der Ritterstand (miles) gewinnt zunehmend an Bedeutung[6]. Eine eigene Burg wäre bei Abhängigen keine Voraussetzung. So wird bereits 1133 in den Ensdorfer Urkunden ein miles H(ageno) von Thanheim genannt , als die Kirche in der villa Thanheim dem Kloster übereignet wird. Eine Kirche in Haselbach wird 1361 erst archivarisch greifbar, als die Paulsdorfer dort sitzen. Das spricht nicht unbedingt für die Existenz einer Burg in Haselbach, schließt sie aber auch nicht völlig aus. Um so spannender werden die Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz bzw. ein beauftragtes Grabungsunternehmen. Ich habe es mir das freigelegte Mauerwerk angesehen. Was auffällt sind die durchgehenden Ausgleichsschichten, die mit kleineren Steinen ausgeführt wurden. Die Mauertechniken sind schwer einzuordnen, da haben auch echte Spezialisten oftmals ihre Schwierigkeiten. Ausschlaggebend wird sein, ob sich etwa datierendes Material in der Baugrube zur Mauer finden lässt oder sich andere stratigraphische Indizien ergeben.

Falls sich die Hinweise auf eine Burg - ein weiter Begriff - verdichten, dann dürfen wir sicherlich nicht herrschaftliche Anlagen wie Kallmünz vor Augen haben, sondern eindeutig bescheidenere Dimensionen. Ein festes Haus[7] wird es deutlich eher treffen als eine Veste. Damit wären auch mit Fundamente mit einer Breite von 2 Metern erklären, wie sie angeblich beim Neubau des Pfarrhofs entdeckt wurden[8]. Was die Ausmaße angeht, sollte man sich wahrscheinlich am Schloss Penting[9] bei Katzdorf (Neunburg v.W.) orientieren. Dieses hat auch eine ähnliche Lage im Gelände. Bei der freigelegten Mauer und dem Halbturm könnte man eine Ähnlichkeit mit Schloss Moss bei Amberg vermuten, allerdings ohne die späteren Zugaben wie Turmdächer.
[1] Alfred Merl: Ein Steinernes Zeugnis der “Veste Haselbach” in: Mittelbayerische Zeitung, Ausgabe Schwandorf, vom 27. Juni 2013
[2] Alfred Merl: Festschrift und Heimatchronik zum 125jährigen Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Haselbach. Freiwillige Feuerwehr Haselbach e.V., Schwandorf 2000, S. 96
[3] Alfred Merl: Haselbach gestern und heute. Band 2. Alfred Merl (Eigenverlag), Schwandorf 2005, S. 52
[4] Bernhard Ernst: Burgenbau in der südöstlichen Oberpfalz vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit. in: Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands. Band 16. Verlag Dr. Faustus, Büchenbach 2003, S. 53ff.
[5] Armin Binder: Das Wappenfries in Kastl. in: Der Eisengau. Band 15. Heimatkundlicher Arbeitskreis Amberg-Sulzbach im Historischen Vereinein für Oberpfalz und Regensburg, Poppenricht 2000, S. 101f.
[6] Karl Bosl: Die Gesellschaft in der Geschichte des Mittelalters. 4. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, S. 56
[7] Beschreibung eines “vesten Hauses” Heimhof vgl. Matthias Conrad: Burg Heimhof. in: Der Eisengau. Band 7. Heimatkundlicher Arbeitskreis Amberg-Sulzbach im Historischen Vereinein für Oberpfalz und Regensburg, Poppenricht 2000, S. 49-53
[8] Merl 2005, S. 154
[9] Zeichnung in: Georg Hager (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg. Band 2: Bezirksamt Neunburg vorm Wald. - unver. Nachdruck von 1906 - Oldenburg 1983